Montag, 27. September 2010

Autoren, eBooks und Verlage: ein provozierender Erfahrungsbericht

Wir haben gestern einen Bericht über die Dominanz von Amazon im Bereich der eBooks gebracht und uns dabei auf ein ausführliches Resümee des Autors J. Konrath bezogen. Dieser ist seit vielen Jahren hauptberuflicher Autor gehört aber hinsichtlich seiner traditionellen Auflagenhöhe wohl nicht in die Kategorie Bestselling Autor. Eher ist er der breiten Masse der professionellen Autoren zuzurechnen. Das Besondere an Konrath ist, dass er als Pionier der eBooks und des Eigenverlages gelten kann. Beide Phänomene – eBooks und Eigenverlag – erwiesen sich in den letzten Jahren als eng verwandt. Der Umstand, dass Autoren bei der Produktion von eBooks wegen entfallender Printproduktion, nicht benötigter physischer Buchdistribution und neuer [Social Media] Marketingansätze nicht mehr zwangsweise auf die Dienste von Verlagen angewiesen sind hat den Eigenverlag eine Renaissance verschafft.

 

Eigenverlag von eBooks kann handfeste pekuniäre Vorteile bringen, wie wir aus dem Blogbeitrag von Konrath entnehmen können. Er bringt dabei das Beispiel seines zum Disney Konzern gehörenden Verlages Hyperion bei dem er sechs Bücher [Print und eBook]verlegt hat. Er konnte über Hyperion von den sechs Titeln bisher lediglich 2.631 eBooks verkaufen wohingegen er von den im Eigenverlag produzierten eBooks über 100.000 Stück verkauft hat. Während Konrath im Durchschnitt laut eigenen Angaben von Hyperion US-$ 34 pro Monat an Tantiemen und Provisionen aus dem Verkauf von eBooks erhält verdient er an den im Eigenverlag verkauften eBooks im Schnitt US-$ 1.700 pro Monat. Konrath analysiert im Folgenden die Unterschiede und kommt zu interessanten Schlussfolgerungen.

 

Während sein Verlag Hyperion die eBooks um US-$ 4,69 verkauft bietet Konrath seine Eigenverlagswerke um durchschnittlich US-$ 2,99 an. Von Hyperion erhält er pro verkauftem Buch eine Provision von US-$ 1,17 wohingegen ihm von jedem elektronischem Eigenverlagswerk US-$ 2,04 verbleiben. Da Hyperion nach Meinung von Konrath zu teuer ist werden weniger eBooks verkauft als möglich. In Kombination mit der niedrigeren Provision errechnet Konrath für sich einen Einnahmenausfall von knapp US-$ 11.400 pro Jahr und Buch im Vergleich zum Eigenverlag. Das macht bei sechs Büchern immerhin knapp US-$ 70.000 aus. Konrath bringt auch noch Erfahrungen mit einem anderen Verlag und kommt zu sehr ähnlichen Ergebnissen.  Die Einnahmen aus dem Verkauf von gedruckten Büchern können diesen Einnahmenentfall nicht annähernd kompensieren. Für ihn sind das sehr handfeste pekuniäre Gründe, auf Verlag und Printproduktion in Zukunft zu verzichten.

 

Konsequenterweise gibt Konrath seinen Autorenkollegen gleich den Tipp, die eBook-Rechte keinesfalls an einen Verlag abzutreten. Er meint, dass wir erst am Beginn der eBook-Ära stehen und diese für Autoren im Eigenverlag deutlich höhere Einnahmemöglichkeiten bringen wird als für Verlagsgeführte Autoren. Als Beleg führt er weitere professionelle Autoren an, die ihre Bücher bereits im Eigenverlag als eBook auf den Markt bringen. Darüber hinaus sieht Konrath in Twitter und der Blogosphäre weit effizientere und kostengünstigere Marketinginstrumente als im klassischen Verlagsmarketing. Soweit zu einem provozierenden Erfahrungsbericht aus den USA. Eine harte Nuss für Verlage.

 

Sollten die USA für die Buchbranche tatsächlich richtungsweisend sein – worauf vieles deutet – dann kommen ähnliche Entwicklungen in den nächsten Monaten und Jahren auch auf uns zu. Ein Grund für uns von der MedienFabrik verstärkt auf Autoren und Kleinverlage zu setzen von denen wir uns im Bereich der eBooks wesentlich mehr Dynamik erwarten.

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eBooks: Amazon dominiert den [englischsprachigen] Markt

Ein knappes halbes Jahr nach der Einführung des Apple iPads und des Apple iBookstores wäre es natürlich interessant zu wissen, wie sich die Marktanteile am heiß umkämpften und stark wachsenden eBook-Markt darstellen. Diesbezüglich konnte der Bestseller-Autor und Eigenverleger J.A. Konrath beeindruckende Ziffern vorlegen.

Konrath hat nach eigenen Angaben bis 22. September 2010 exakt 103.864 eBooks über alle möglichen und verfügbaren Kanäle verkauft und zieht auf seinem Blog sein detailliertes Resümee. Danach hat er knapp 78.412 eBooks über Amazon Kindle verkauft, was mehr als 75% aller seiner verkauften Bücher darstellt. Im direkten Vergleich dazu hat er von Mai 2010 weg nur 390 eBooks über Apples iBookstore verkauft was wiederum eine vernachlässigbare Größe ist.

Was wir aus dem Resümee herauslesen ist neben der relativen Enttäuschung über die Performance des iBookstores auch die Zufriedenheit mit dem Newcomer Smashwords. Wir haben schon mehrfach über dieses wirklich vielversprechende StartUp geschrieben [siehe diesen Beitrag]. Dieses entwickelt sich für die Autoren und Verlage immer mehr zur Anlaufstelle für den plattformübergreifenden eBook-Verkauf. Smashwords verteilt die elektronischen Bücher an so gut wie alle Verkaufskanäle einschließlich iBookstore. In Bälde soll dann auch noch Amazon Kindle Partner von Smashwords werden. In letzter Konsequenz - so unsere Vorhersage - werden wir wohl nur mehr wenige eBook-Distributoren á la Smashwords brauchen. Das macht das Leben für Autoren und Verlage wie auch für uns als Medienproduzent wesentlich einfacher. Wir schätzen an Smashwords auch die große Benutzerfreundlichkeit sowie die Provisionsgestaltung.

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Sonntag, 26. September 2010

Landlust - ein Magazinerfolg mit Biedermeierstrategie

In Zeiten des digitalen Wandels und der allgegenwärtigen iPads wurden die letzten Jubelmeldungen aus der Magazinwelt höchstens im digitalen Bereich gehört. Geschrieben wurde über neue Apps, crossmediale Content- und Vermarktungsstrategien und die Sinnkrise des gedruckten Wortes. Gedruckte Magazine, so scheint es, sind für keine Jubelmeldungen mehr gut. Und dann kommt ein im wahrsten Sinn biederes Printmagazin, das thematisch ebenso am Land angesiedelt ist wie technisch bzw. marketingmäßig und schreibt nie gesehene Auflagenrekorde. Das 2-monatlich vom Landwirtschaftsverlag in Münster herausgebrachte Magazin "Landlust - Die schönsten Seiten des Landes" verkauft von jeder Ausgabe bereits mehr als 700.000 Stück. Die Chefredakteurin Ute Frieling-Huchzermeyer gilt als Shootingstar in der grundsätzlich eher depressiv angehauchten Magazinszene. Das war dem Zeitmagazin in der letzten Ausgabe ein entsprechendes Portrait wert.

 

Der Erfolg von Landlust ist wahrscheinlich gerade dem Umstand gedankt, dass es so etwas wie eine medientechnische Gegenbewegung zur Online- und Crossmedia-Szene ist. Abseits von der oft bereits als hysterisch zu wertenden Hektik der iPad- und Facebook-Kultur bringt Landlust auf rund 200 gedruckten Hochglanzseiten (Grammatur gefühlte 70g/m2) bildlich-textliche Einblicke in ein idealisiertes und als Stillleben aufbereitetes Landleben. Eine wunderschön bis kitschig jedenfalls aber ruhig daher kommende Bildersprache korrespondiert mit ebenso einfach gestrickten Themen. Natur-, Tier- und Kulinarikmotive ergänzen Geschichten aus Wohn- und (Land)Lebensbereich. Hier wird dem Leser auf höchstem medienhandwerklichem Niveau eine heile Welt vermittelt und das ist offensichtlich nachgefragt. Dazu passt, dass die Chefredakteurin im Editorial denn auch über die Aufzucht der redaktionseigenen Stockenten schreibt.

 

Irgendwie fühlt man sich das Biedermeier erinnert. Anfang des 19. Jahrhunderts haben Maler wie Literaten vor Hintergrund der gesellschaftspolitischen Revolutionen und der damit verbundenen individuellen wie kollektiven Unsicherheit das idealisierte Landleben als Motiv entdeckt. Raus aus dem Chaos und zurück zur Natur und dem naturverbundenen Leben lautete die Devise. Ähnlich könnte man wohl die Ausrichtung der Landlust beschreiben und daher erinnern viele Fotos des Magazins an Gemälde des Biedermeiermalers Carl Spitzweg.

 

Auffällige Hinweise auf eine Online- und Facebook-Präsenz sucht man im Heft vergebens. Natürlich wird das Printmagazin von einer passenden Homepage begleitet aber eher weil es halt heute so sein muss und nicht, weil das Teil einer erkennbaren crossmedialen Strategie wäre. Vielleicht ist Landlust ein Symbol für ein neues Biedermeier. Eine Gegenbewegung zu den wirtschaftspolitischen Turbulenzen, der komplexen Digitalisierung und Virtualisierung unserer Tage. Wie im 19. Jahrhundert wird das idealisierte Ländliche als beruhigend zeitloses Phänomen hervorholt. Immer, wenn die politischen, wirtschaftlichen oder kulturellen Rahmenbedingungen sich in vermeintliches Chaos auflösten wurde das Ländliche "entdeckt".

 

Dann, so unsere Hypothese, hat Landlust nicht trotz der allgemeinen Virtualisierung, sondern genau deswegen Erfolg. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein ist letztlich noch immer der Schlüssel zum Erfolg. Aber das bedeutet weder, dass die alten Zeiten wieder kommen noch, dass eine "Biedermeier Strategie" ein allgemeines Erfolgsrezept für die Medienwelt ist. 

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Mittwoch, 22. September 2010

Kulinarische Literatur - Autorenwettbewerb und Feedback

Wir haben hier gestern das erste Mal unser Vorhaben eines Autorenwettbewerb zum Thema kulinarische Literatur dargelegt und um Ideen und Sponsoring gebeten. Jetzt sind wir völlig begeistert darüber, dass wir noch gestern beides bekommen haben. Da wäre z.B. die Idee eines kulinarischen Literaturkalenders nach dem Vorbild des Arche Küchenkalenders 2001 "Literatur & Küche" von Sybil Gräfin Schönfeldt. Wir haben uns den Kalender sofort angesehen und sind begeistert. Natürlich können wir uns vorstellen, dass wir auch aus der, von den Autoren eingereichten kulinarischen Literatur verschiedene Formate produzieren: Bücher, eBooks und auch Kalender. Im Gegenteil, wir sehen in den Kalendern eine herrliche Plattform für die Präsentation neuer Autoren. Desweiteren haben sich bereits einige Gastronomiebetriebe wegen des Sponsorings bei uns gemeldet was uns zeigt, dass die Idee ankommt. Hier wurde die hervorragende Idee eines kulinarischen Literaturmagazins a là "Die Rübe" herangetragen, das in den teilnehmenden Gastronomiebetrieben aufliegen könnte. Wir werden uns jetzt überlegen, wie wir die Ideen und Anforderungen sinnvoll in den Autorenwettbewerb einbauen. Und ebenso hoffen wir, dass Ihr uns noch weitere Ideen und Sponsoringvorschläge liefert. Immerhin wollen wir mit dem Autorenwettbewerb hohen Anprüchen gerecht werden.

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Dienstag, 21. September 2010

Untitled

Die kulinarische Literatur hat Tradition. Von gastrosophischen Ansichten wie Brillat-Savarin’s Physiologie des Geschmacks oder Betrachtungen über das höhere Tafelvergnügen über Johannes Mario Simmels Es muss nicht immer Kaviar sein und Isabell Allendes Aphrodite – eine Feier der Sinne bis zu Mira Valensky, der kochenden  Krimihelding von Eva Rossmann lässt sich genussvoll ein  kulinarisch-literarischer Faden spinnen.  

Eva Rossmann kann wohl zur Zeit als Patin der kulinarischen Krimiliteratur bezeichnet werden. Nicht nur, dass sie in ihrer Krimireihe Mira die Handlungsstränge gerne durch gastronomische Gefilde zieht und die Krimis mit exzellenten Rezepten würzt. Sie hat im Rahmen ihrer literarischen Tätigkeit tatsächlich dermaßen Geschmack am Kochen gefunden, dass sie eine entsprechende Ausbildung absolviert hat und heute in Buchinger’s Gourmetwirtshaus Alte Schule in Riedenthal kocht.

Kulinarische Literatur führt Kopf und Magen zusammen und daher kann es gar nicht genug Autorennachwuchs geben. Wir sind der Meinung, dass es gerade in Zeiten von eBooks und iPads zu einer Neubelebung dieses Genres kommen sollte. Neuer Content für eine neue Medienkultur eben!

Daher plant die MedienFabrik in Zusammenarbeit mit der Autorenplattform youbookx und einigen Verlagen einen AutorenWettbewerb zum Thema der kulinarischen Literatur. Wir suchen dabei die besten schreibenden Köche bzw. die besten kochenden Literaten. Junge Autoren und Talente, die in der Tradition von Simmel, Allende und Rossmann kulinarische Literatur verfassen wollen. Ob Krimi, Romanze oder Kurzgeschichte ist uns egal – wichtig ist der kulinarische Bezug. Bewertet werden die Beiträge von den Lesern von youbookx. Die besten Einsendungen, so der Plan, sollen in der Folge crossmedial verlegt werden – vom gedruckten Buch bis zum eBook.

Der Wettbewerb soll vom 11. Oktober bis zur Wintersonnenwende am 21. Dezember 2010 laufen und begleitet damit den kulinarisch wohl immer spannenden Herbst ab. Die Tage werden länger und lassen den Autoren damit die erforderliche Zeit, um ihre Geschichten zu schreiben.

Wir suchen jetzt noch Ideen und Sponsoren für die Preise. Gesucht werden z.B. Restaurants, die den teilnehmenden Autoren Dinnergutscheine spenden oder Verlage, die Bücher spenden. Jeder Sponsor wird auf der Homepage von youbookx und MedienFabrik sowie auf den Werbeeinschaltungen und Partnerblogs dargestellt und kann sich so in einem der wohl interessantesten literarischen Wettbewerbe Publizität verschaffen. Gerne nehmen wir auf dem dafür eingerichteten Blog Kulinarische Literatur Anregungen entgegen.

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Samstag, 18. September 2010

eReader, Amazon Kindle und iPad sind Höhepunkte im Weihnachtsgeschäft

Dieses Weihnachtsgeschäft wird für die traditionelle Computerindustrie wohl eine Zäsur darstellen. Ausgelöst durch den Boom der Smartphones, iPhones und iPads wird sich der größte amerikanische Computerhandelskette Best Buy in seinen 1093 Geschäften und Schauräumen in erster Linie auf die neuen mobilen Computer setzen und die traditionellen Desktops und Notebooks etwas hintenanstellen [Wir haben bereits über die Verdrängung der Notebooks durch das iPad berichtet]. Das börsenotierte Best Buy wird in Zukunft die neuen mobilen Mediennutzungsgeräte in das Zentrum seiner Geschäftsstrategie stellen. Im Zentrum des Weihnachtsgeschäftes 2010 wird bei Best Buy neben dem iPad auch Amazons Kindle eReader stehen, was auch den Markt für eBooks entsprechende Wachstumsschübe verleihen wird. 

Auch Staples, der größte amerikanische Einzelhändler im Bereich Bürobedarf, stellt seine Strategie auf iPad und Co ab. Die Leute von Staples sehen im iPad den mobilen Computer für die kleinen und mittleren Unternehmen und wollen [können] an diesem Geschäft nicht vorbei gehen. Der iPad beginnt sich eben auch seinen Weg in den Büroalltag zu bannen [wir haben über die Gründe bereits berichtet]. Das geht zumindest aus einem Bericht des Wall Street Journals hervor. 

Es wird langsam etwas langweilig über die ewig gleichen Erfolgsgeschichten des iPads zu berichten. Wann nehmen sich denn die anderen Hersteller denn einmal ein Herz und bringen eine berichtenswerte Innovation im Bereich der mobilen Mediennutzung?

 

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iPad verdrängt Notebooks

Der von vielen [auch von uns] erwartete Siegeszug der iPads als mobiles Medienkonsumationsgerät verändert zunehmend die Computerindustrie. Diese Hypothese lässt sich anhand einer Studie von Morgan Stanley erstmals in konkrete Zahlen fassen. So ging in den USA der Absatz der in den letzten Jahren so erfolgreichen Notebooks und Netbooks im August 2010 im Jahresvergleich um 4% zurück.

Die Analysten von Morgan Stanley meinen, dass zumindest 50% dieses Wachstumsrückgangs bei den Notebooks auf das Konto der iPads gehen. Verantwortlich dafür sind unserer Meinung nach vor allem die neuen Medien- und Office-Apps, welche über den Appstore zur Verfügung gestellt werden. Als reines Medienkonsumationsgerät ist das iPad den sperrigen und wesentlich schwereren Notebooks deutlich überlegen aber auch für das Verfassen von Notizen oder Social Media Updates eignet sich das iPad hervorragend. Kein Wunder also, dass für das Weihnachtsgeschäft bereits neue TabletPCs von den anderen Hardwareherstellern wie Dell erwartet werden.

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Donnerstag, 16. September 2010

Basel III und Unternehmensfinanzierung in der Medienbranche

In den letzten Tagen und Wochen war für den interessierten Beobachter das Getöse um die Einführung von Basel III nicht zu überhören. Die Banken und ihre Lobbys haben sich massiv gegen einige Bestimmungen dieser neuen Eigenkapitalregeln für Banken gewehrt. Es wurde seitens der Banken darauf hingewiesen, dass sich Basel III auch auf die Wirtschaft und hier vor allem auf die KMUs durchschlagen würde. Da die Kreditvergabe mit Basel III restriktiver zu handhaben ist würden den Unternehmen entsprechend weniger Kredite zur Finanzierung ihres Wachstums zur Verfügung gestellt werden können und damit die Wirtschaftsleistung insgesamt sinken. Dies trifft in der Folge dann natürlich vor allem jene Unternehmen, welchen der Weg zum Kapitalmarkt bzw. zu Risikokapital versperrt ist - und das ist die große Mehrheit der KMUs. Und diese sind noch immer der Wachstumsmotor in den kontinentalen Volkswirtschaften.

Gerade die Medienindustrie wie auch die Grafische Industrie ist sehr stark durch KMUs geprägt. Diese kapitalintensiven Industrien sind heute bereits durch hohen Verschuldungs- und niedrige Eigenkapitalraten geprägt. Teure, meist über Leasing oder Kredite finanzierte Druck- und Finishinganlagen, ebenso teure Server und Software in Druckvorstufe und Kreation sowie die Kosten für gut ausgebildete Mitarbeiter belasten Bilanz und GuV. Dies bringt in Verbindung mit rückläufigen Umsätzen die Medienunternehmen an den Rand des Machbaren.

Dabei stehen aber gerade die Medien[produktions]unternehmen jetzt vor großen Herausforderungen. Sie müssen auf die neuen crossmedialen Technologien umsteigen und entsprechende Investitionen in Produktionsanlagen und Mitarbeiter tätigen. Das betrifft Verlage ebenso wie Druckunternehmen. Verlage müssen in neue Publishingsysteme, crossmediale Contentstrategien und entsprechende Mitarbeiter investieren. Druckereien müssen den Umstieg von einer reinen Offset- auf eine Offset/Digitalproduktion bewältigen und die Anforderungen der Kunden im Hinblick auf On-Demand- und Web-to-Print-Produktion bewältigen. Das alles wird viel Geld kosten, dass die Unternehmen nicht haben. Im Gegenteil: die Medien[produktions]unternehmen waren durch die Wirtschaftskrise der letzten beiden Jahre massiv betroffen. Die Substanz ist wohl weitgehend aufgezehrt.

Da Basel III defacto bereits mit der Ankündigung eingeführt ist [Banken spannen den Regenschirm schon bei Schlechtwetterankündigung auf] wird der Zugang zu Krediten für die meisten Unternehmen der Medienbranche bereits gesperrt sein. Die Antwort auf diese existenzbedrohende Situation kann nur eine verstärkt auf Eigenkapital setzende Finanzierungsstrategie sein. Eigenkapital, dass von Förderinstitutionen und Risikokapitalgebern zur Verfügung gestellt wird. Die gute Nachricht dabei ist, dass es durchaus Risikokapitalgeber gibt, die bereit sind, innovative Projekte in der Medienindustrie zu fördern. Dies bedingt aber zunächst eine Öffnung der Medienunternehmen wobei eine offene Unternehmenskultur nicht gerade das Kennzeichen dieser Branche ist. Gerade in diesem veränderten Mindsetting - Öffnung in Richtung Investoren - wird wohl die heftigste Herausforderung bestehen. Hier wird es neue Leute brauchen und da stehen erfahrende Finanzexperten ganz weit oben. Es wäre für jedes Medienunternehmen ein gutes Investment gerade jetzt in CFOs und Finanzberater zu investieren.

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Mittwoch, 1. September 2010

Crossmedia Publishing: neue ePaper Tools beschleunigen den Markt

Die Entwicklungsphasen eines Markt(segment)es werden im wesentlichen vom Stand der Produktionstechnologie geprägt. Erst am Übergang von der "Manufaktur" zur "industriellen Fertigung" beginnt ein Markt hinsichtlich des Volumen zu wachsen und zu reifen. Betrachten wir die Produktionstechnologie im Marktsegment eBook, dann befinden wir uns Mitte 2010 am Phasenübergang von Einführung zu Wachstum. Der Gesamtmarkt Buch hingegen befindet sich damit an einem Bifurkationspunkt mit dem für bestehende Anbieter risikoreichen Übersprung zur nächsten Sinuskurve mit grundlegend neuer Technologie gepaart mit neuem Verbraucherverhalten.

 

In Verlags- und Medienindustrie zählen die Autoren- und Publikationssysteme zu den wichtigsten Produktionsmitteln. Publikationssysteme sollen Autoren wie Verlage bei der Formatierung der Dokumente für die verschiedenen Produktions- und Leseformate unterstützen. Diesbezüglich ist mit den neuen ePaper-Formaten (EPUB, Kindle, PDF etc) in den letzten Jahren eine neue Komplexität bzw. Aufgabenstellung entstanden, die sich innerhalb bestehender Produktionssysteme nicht mehr abbilden ließ. Vor allem seit dem Durchbruch des eBooks mit dem Amazon Kindle im Jahr 2009 und dem eMagazin mit dem iPad Anfang 2010 wurden Autoren, Verlage und Medienhäuser mit den Limitationen ihrer Publikationssysteme konfrontiert. Print und ePaper sind eben sehr verschiedene Welten. Gedruckte statische Inhalte hier und vernetzt-dynamische Fließtexte und multimediale Inhalte dort.

 

Bis vor kurzem mussten sich die Autoren und Verleger mit teilweise rudimentären Werkzeugen für die neuen epaper-Formate wie EPUB und Kindle aushelfen. Zwar verstehen die meisten eBook Reader auch PDF aber nur unter Inkaufnahme von Funktionsbeeinträchtigungen. Manche Command Line Tools (z.B. Amazon KindleGen) und Editoren verlangtem dem Autor bzw. Verlagsmitarbeiter erhebliche technische Vorkenntnisse ab. HTML und XML waren fast eine conditio sine qua non. Als wohltuende Ausnahme in diesem Tool-Dschungel ist hier Calibre zu nennen. Dieses StartUp bietet die ein umfassendes eBook Management System an, das die Konvertierung und Verwaltung multipler Formate ermöglicht. Wir haben daher bisher im Bereich der eBook-Konvertierung auf Calibre gesetzt.

 

Parallel zum Siegeszug der iPads und Kindles haben sich in den letzten Monaten auch die großen Hersteller von Publikations- und Autorensystme bemüht, die neuen Formate in ihrem Funktionsumfang abzubilden. Teilweise in enger Zusammenarbeit mit Verlagshäusern wurden Tools für ePaper-Formatierung und crossmedie Publishing entwickelt. Allen voran der Platzhirsch Adobe, der auch Geburtshelfer des vielbeachteten Launches der iPad-Version der digitalen Lifestyle Zeitschrift WIRED war und dafür Erweiterungen für InDesign entwickelt hat. So bietet mittlerweile Adobe's InDesign CS5 eine saubere EPUB Exportfunktion an und soll demnächst mit einem eigenen Reader kommen.

 

Ende August hat Apple sein iWork um eine EPUB-Exportfunktion erweitert (Link zdnet.de). Autoren können nun aus iWork heraus ihre eBooks im offenen EPUB erzeugen. Apple will damit natürlich seiner iBook-Plattform Gutes tun und Autoren dafür gewinnen. Leider konnten sich weder Adobe noch Apple, wenn auch aus nachvollziehbaren Gründen, mit dem Kindle-Format anfreunden. Leider ist der Kindle in unseren deutschsprachig geprägten Breitengraden zu unrecht ein Stiefkind. Sowohl der Kindle Ebook Reader (derzeit schon 3. Generation) als auch die Kindle App für iPad von erstklassiger Qualität. Doch ohne deutsche Bücher und Inhalte tut sich sogar ein Buchgigant wie Amazon schwer. Deshalb ist es schade, dass noch keine der führenden Autoren- und Publikationssysteme über eine Kindle Exportfunktion verfügt.

 

Wer sein eBook in allen wichtigen Formaten inklusive Kinde verlegen und distribuieren will, der kann dies über Smashwords machen (siehe auch unseren Beitrag zu diesen interessanten StartUp). Das ist zumindest für Autoren um Eigen- bzw. Selbstverlag eine sehr attraktive Variante. Für große Verlage hingegen ist Smashwords eher weniger geeignet.

 

Die Klammer zwischen den Blogs und eBooks schließt Anthologize [siehe auch unseren Bericht]. Das ist ein Plugin für Wordpress, das es ermöglicht, aus den Blogbeiträgen eBooks in verschiedenen Formaten zu machen. Derzeit bietet Anthologize die Formate EPUB und PDF an. Mehr Formate sind aber schon in Aussicht gestellt.

 

Es ist wohl alleine auf Grund dieser kurzen Übersicht über die gängigen Tools und ihre Entwicklung ersichtlich, dass der crossmediale Verlagszug unter besonderer Beschleunigung der ePaper-Formate fährt. Die einzelnen Tools werden wir in den nächsten Tagen hier in unserem Blog ausführlicher darstellen.

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